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Westdeutsche Zeitung: Die Sexismus-Debatte erreicht unglaubliche Dimensionen - Wo bitte bleibt die Sachlichkeit?
Datum: Samstag, dem 02. Februar 2013
Thema: Düsseldorf Infos


Düsseldorf (ots) - Dass Sex das Thema Nummer eins in unserer Gesellschaft ist, haben wir ja schon irgendwie geahnt.

Doch die spezielle Facette, Sexismus-Debatte genannt, die derzeit durchs Land wabert, stellt in ihrer Intensität alles in den Schatten.

Öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender scheinen sich darauf geeinigt zu haben, sämtliche Talkshows und andere Formate einer einheitlichen Themenwoche Sexismus unterzuordnen, in denen auch zweifelhafte Expertinnen und Experten zu Wort kommen und über "Dirndl-Gate" fabulieren.

Etliche gedruckte Medien mischen ebenfalls sehr emotional mit, und die Schnelligkeit von Internet-Netzwerken befeuert die Diskussion ganz besonders. Eine neue Dimension der Diskussionskultur zeichnet sich ab.

Dabei ist der Anlass, gemessen an dem, was sich derzeit abspielt, banal. Rainer Brüderle hat sich abends an der Bar gegenüber einer Journalistin verbal daneben benommen. Was nicht korrekt ist und auch nicht mit Brüderles (FDP) pfälzisch-fröhlichem Wesen zu entschuldigen ist.

Doch es handelt sich dabei um kein schweres Sexualdelikt. Rainer Brüderles Geschmacklosigkeit passierte auch nicht bei einem offiziellen Anlass, sondern in dem eher persönlich-vertraulichen Rahmen, in dem sich Journalisten und Politiker öfter gemeinsam bewegen, als das der Öffentlichkeit bewusst ist. In exakt diesem Rahmen hätte der Vorfall auch aufgearbeitet werden können.

Dass es anders kam, und das Geschehen erst ein Jahr später veröffentlicht wurde, legt zwei Fragen nahe: Versucht nur ein Magazin relativ verantwortungslos Auflage zu machen? Und handelt es sich um eine politische Kampagne gegen einen soeben gekürten Spitzenkandidaten einer Partei?

Was an der Sexismus-Debatte so befremdet, ist ihre Intensität und Emotionalität. Auch früher ereiferten sich die Menschen über Vorfälle, doch das ebbte wieder ab und wurde versachlicht.

Schon bei den Affären um das Ehepaar Wulff bekamen wir einen Vorgeschmack, wie sich in unserer Gesellschaft die Diskussionsspirale entwickeln kann. Ein gefährlicher Trend. Denn solch sensible Themen wie sexuelle Belästigungen sind viel zu wichtig, um sie brüllend und mit Gags gespickt in Shows zu debattieren.

Zurück zur Sachlichkeit - bitte.

Ein Kommentar von Martin Vogler

Pressekontakt:

Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
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Weiter zum Originaltext: http://www.presseportal.de/pm/62556/2408878/westdeutsche_zeitung/mail


Düsseldorf (ots) - Dass Sex das Thema Nummer eins in unserer Gesellschaft ist, haben wir ja schon irgendwie geahnt.

Doch die spezielle Facette, Sexismus-Debatte genannt, die derzeit durchs Land wabert, stellt in ihrer Intensität alles in den Schatten.

Öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender scheinen sich darauf geeinigt zu haben, sämtliche Talkshows und andere Formate einer einheitlichen Themenwoche Sexismus unterzuordnen, in denen auch zweifelhafte Expertinnen und Experten zu Wort kommen und über "Dirndl-Gate" fabulieren.

Etliche gedruckte Medien mischen ebenfalls sehr emotional mit, und die Schnelligkeit von Internet-Netzwerken befeuert die Diskussion ganz besonders. Eine neue Dimension der Diskussionskultur zeichnet sich ab.

Dabei ist der Anlass, gemessen an dem, was sich derzeit abspielt, banal. Rainer Brüderle hat sich abends an der Bar gegenüber einer Journalistin verbal daneben benommen. Was nicht korrekt ist und auch nicht mit Brüderles (FDP) pfälzisch-fröhlichem Wesen zu entschuldigen ist.

Doch es handelt sich dabei um kein schweres Sexualdelikt. Rainer Brüderles Geschmacklosigkeit passierte auch nicht bei einem offiziellen Anlass, sondern in dem eher persönlich-vertraulichen Rahmen, in dem sich Journalisten und Politiker öfter gemeinsam bewegen, als das der Öffentlichkeit bewusst ist. In exakt diesem Rahmen hätte der Vorfall auch aufgearbeitet werden können.

Dass es anders kam, und das Geschehen erst ein Jahr später veröffentlicht wurde, legt zwei Fragen nahe: Versucht nur ein Magazin relativ verantwortungslos Auflage zu machen? Und handelt es sich um eine politische Kampagne gegen einen soeben gekürten Spitzenkandidaten einer Partei?

Was an der Sexismus-Debatte so befremdet, ist ihre Intensität und Emotionalität. Auch früher ereiferten sich die Menschen über Vorfälle, doch das ebbte wieder ab und wurde versachlicht.

Schon bei den Affären um das Ehepaar Wulff bekamen wir einen Vorgeschmack, wie sich in unserer Gesellschaft die Diskussionsspirale entwickeln kann. Ein gefährlicher Trend. Denn solch sensible Themen wie sexuelle Belästigungen sind viel zu wichtig, um sie brüllend und mit Gags gespickt in Shows zu debattieren.

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